Ein Twitter Account hat grosse Auswirkungen auf das Leben zB Gefängnisessen

von | Sep 3, 2019 | Allgemein | 0 Kommentare

Schlagwörter: Twitter

Wie ihr wisst bin ich seit 2008 aktiv im Twitteruniversum unterwegs und hat sich zu meinem ICQ & MSN Chat entwickelt (vermutlich seid ihr eh alle zu jung um die Programme zu kennen – höchstens aus dem Museum). Da ich täglich da am mitlesen bin, bin ich so im ersten Teil des August über einen Twitteraccount gestolpert mit dem Name @Gefngniscuisin1. Und zwar ist das ein Twitteraccount der aus der JVA Heidering heraus twittert. Laut Wiki ist die JVA Heidering

Sie liegt südlich von Berlin-Marienfelde und verfügt über 647 Haftplätze für erwachsene männliche Strafgefangene.

Und sie twittert ironisch bis fast verzweifelt aus dem Gefängnis und zwar fast nur Fotos vom Gefängnisessen.

Diese Fotos haben mich dann schon ein wenig schockiert. Ich selbst war in meiner Jugend selbst in der Pfadi und habe viele viele Nächte im Zeltlager verbracht und selbst später im Militär „durften“ wir auch hin und wieder draussen übernachten und zwar immer bei Regen, Schnee oder Hochsommer. Ich kenne also nicht nur Schulmensa essen, sondern auch Militäressen oder Pfadiessen und was die Kunden dieses Gefängnis zu essen bekommen ist für mich sehr erschreckend.

Ich weiss ja nicht was für Arten von Kunden da drin sitzen – Mörder, Vergewaltiger Drogendealer oder Schläger – man könnte also sagen, wer ins Gefängnis sitzt, soll froh sein dass er was zu essen bekommt ausser Wasser und hartes Brot.

Aber da muss ich dann auch sagen, wenn man Menschen einsperrt wie Tiere werden sie zu Tiere und dann setzt man ihnen noch schlechtes Essen vor und das Rezept für eine blutige Gefängnisrevolute ist schon fast perfekt – und das will niemand!

Darum ist das Essen eigentlich etwas, womit man die schon schwierige Situation ein wenig entspannend kann / könnte.

Wenn ich also dieses Essen so anschaue, dann wundert es mich, dass es noch keine grossen Aufstände gab. Gut dieses Essen ist nicht so schlimm wie in den USA wo das Essen im Gefängnis von Firmen geliefert werden, die horrende Rechnungen dem Staat schicken und verschimmeltes und verfaultes Essen den Knastis auftischen (What It’s Like to Eat Some of the Worst Prison Food in America), aber in Amerika bekommen schon Schüler solches Essen vorgesetzt… Echt eklig

Spannend ist ja, dass das Zuständige Amt für die Gefängnisse in Berlin zweifelt nicht an der Echtheit der Fotos – sagten sie Mitte Monat und jetzt haben sie angeblich das Essen geprüft und es sei gar nicht so schlimm wie von diesem Twitteraccount verbreitet. Sie reden aber immer noch von Ausgewogen und Kalorienmässig genügendem Essen…

So war Sebastian Brux (senate department for justice, consumer protection & anti-discrimination) da und hat nach einer Prüfung folgendes gewtittert.

Und natürlich wird dieser Tweet dann von den Leuten auch kritisch beantwortet.

Echt eine lustige Situation die viele Firmen bestens kennen. Da twittern Kunden etwas und die Firma selbst sagt „ist alles nicht wahr“…

Anstatt also auf die Kritik einzugehen und sich selbst zu hinterfragen und zu verbessern, verleugnet man das ganze Thema am Besten – es sind ja in diesem Fall nur Knastis. Aber genau das gleiche sagen Firmen zu den normalen Kunden da draussen – täglich – stündlich und sie lernen es nie.

Wie auch immer, ob es jetzt reiner Zufall ist (an sowas glaub ich halt nicht) oder als Reaktion auf diese Tweets, hat sich wohl was am Essen geändert – und prompt landete dieser Gedanke auch im Web.

Wie auch immer, das hier ist auch ein schönes Beispiel, wie ein Twitter Account das Leben verbessern kann. Nun ich werde diesen Account (und auch die Anderen) weiterhin beobachten und hoffe, dass ihr Hilfeschrei was nützt und sie besseres Essen bekommen. Und dann wünsch ich ihnen natürlich noch ein möglichst erträglichen Aufenthalt im Hotel Staat.

Eigentlich nimmt es mich jetzt wunder, wie das Essen in CH Gefängnissen so ist….

Knast-Twitterer

In Deutschland ist es wohl gerade IN aus dem Gefängnis zu twittern 🙂 Darum hier ein paar Twitteraccounts von „Knastis“

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